Sven Ellwanger – Kaffee oder Tee

500 Jahre Winzer-Tradition in der Familie

Einen anderen Beruf als Winzer zu wählen, kam für Sven nicht wirklich in Frage. Immerhin reicht die Winzer-Tradition in seiner Familie ganze 500 Jahre zurück. Verstaubtes altes Image, könnte man zunächst meinen, das Gegenteil ist der Fall. Wer Sven, sein Weingut und seine Arbeit kennen lernt, der merkt schnell, dass der junge Winzer mehr als aufgeschlossen ist. “Wenn wir immer noch das Gleiche machen würden wie vor 500 Jahren, dann würde es uns wahrscheinlich gar nicht mehr geben”, sagt Sven und grinst. Für ihn hat Tradition auch immer etwas mit Wandel und Veränderung zu tun: “Im Anbau sind wir in den letzten Jahren zwar wieder viel zurück gegangen, arbeiten viel mit Spontangärung und bauen die roten Sorten wieder in Holzfässern aus, aber der Weinbau hat sich gerade in den letzten zehn Jahren so sehr verändert und verändert sich immer noch, dass man einfach auch viel Neues ausprobieren kann.” Und genau die Mischung aus Bewährtem und Neuem ist es, was für Sven die Arbeit im Weinbau besonders interessant macht.

“Der Wein ist unsere Visitenkarte”

Mit Großheppach und der Region Remstal ist Sven und seine Familie eng verbunden. Ländlich und doch in der Nähe von Stuttgart, das macht die Lage für den jungen Winzer aus. Aber auch die unterschiedlichen Böden bieten viel Spielraum für den Weinbau. “Wir haben hier von sehr kräftigen Böden bis hin zu sehr feinen, sandigen Böden alles und können auch alles damit machen – feinen filigranen Weißwein genauso wie kräftigen Rotwein. Das macht die Gegend hier auch so besonders.” Sven kommt ins schwärmen, wenn er über seine Heimat spricht. Und er ist stolz darauf, mit seinen Weinen ein Produkt der Region herzustellen. Für ihn ist es sogar mehr: “Der Wein ist im Grunde wie eine Visitenkarte.”

Der rote Riesling

Dass es in Deutschland auch guten Rotwein gibt, beweist Sven regelmäßig. Dieses Jahr hat er den Deutschen Rotweinpreis für seinen Syrah bekommen. Und nicht nur diese eher ungewöhnliche Rebsorte wird angebaut: Unter ihrem Riesling haben die Ellwanger den roten Riesling entdeckt. Heute gehen die Rebenzüchtung davon aus, dass der rote Riesling die Urform des heute bekannten weißen Rieslings ist. “Wir haben den roten Riesling auch zuerst nicht erkannt, haben einfach das Rebholz geschnitten und ihn weiter veredelt”, erzählt Sven. Und ein bisschen Stolz schwingt dabei natürlich auch mit, “weil wir die Sorte selbst entdeckt haben. Alle Reben sind aus unseren Weinbergen selektioniert. Wir haben nur unser Rebmaterial weiter vermehrt, da ist nichts dazu gekauft.” Sven und seine Familie sind die einzigen in Baden Württemberg, die den roten Riesling anbauen. Die etwas dunkleren, braunviolett bis bronzefarbenen Beeren des roten Rieslings ergeben einen eher kraftvollen Wein. “Vom Weintyp her würde ich ihn zwischen dem klassischen Riesling und dem Grauburgunder einordnen.”

Zeit für Visionen

Doch für Sven ist sicher noch nicht Schluss mit der Veränderung und dem Experimentieren mit den Rebsorten. Denn ein Traum wäre da noch: “Die ganze Entwicklung zielt ja darauf, möglichst ökologisch und naturnah anzubauen. Und da eine Rebsorte zu finden, die gegen Pilze resistent ist, das wäre natürlich toll.”
Und so bleibt trotz oder gerade wegen der langen Familientradition immer Zeit für Visionen, denn für Sven entsteht der Wein zuerst im Kopf, “Und das kann auch mal spät Abends nach Feierabend sein.” Natürlich bei einem guten Glas Wein.